Woher kommen heutige Konstrukte von «sexueller Vielfalt» und Familienzerstörung?

Moritz Nestor

 

Marx über die Familie

Marx leugnet die anthropologische Grundgegebenheit «Familie»: «Es ist überhaupt nicht von ‚der‘ Familie zu sprechen.» Die Familie ist also keine natürliche Gemeinschaft. (MEW, Band 3, S. 164.)

Die Arbeitsteilung in der Familie sei die Wurzel der gesellschaftlichen Arbeitsteilung. Die Arbeitsteilung wiederum sei die Ursache des Privateigentums, der Klassengesellschaft und der Ausbeutung. (MEW, Band 3, S. 32.)

Um Frauen und Kinder aus der Sklaverei durch den Mann zu befreien, müsse die Ehe als staatliche Institution sowie die Familie und das elterliche Erziehungsrecht abgeschafft werden.  (MEW, Eränzungsband 1, S. 537; MEW, Band 3, S. 6, 164)

Daraus ergeben sich für Marx folgende Prinzipien für die Familienpolitik: «Erziehung sämtlicher Kinder, von dem Augenblick an, wo sie der ersten mütterlichen Pflege entbehren können, in Nationalanstalten und auf Nationalkosten. Erziehung und Fabrikation zusammen.» ( MEW, Band 4, S. 373. )

«Mit dem Übergang der Produktionsmittel in Gemeineigentum hört die Einzelfamilie auf, wirtschaftliche Einheit der Gesellschaft zu sein. Die Privathaushaltung verwandelt sich in eine gesellschaftliche Industrie. Die Pflege und Erziehung der Kinder wird öffentliche Angelegenheit; die Gesellschaft sorgt für alle Kinder gleichmäßig, seien sie eheliche oder uneheliche.» (MEW, Band 21, S. 75ff.)

 

 


 

 

Engels: Privateigentum und Familie

 

«Nach der materialistischen Geschichtsauffassung ist das in letzter Instanz bestimmende Moment in der Geschichte: die Produktion und Reproduktion des unmittelbaren Lebens. […] Einerseits die Erzeugung von Lebensmitteln, von Gegenständen der Nahrung, Kleidung, Wohnung und den dazu erforderlichen Werkzeugen; andererseits die Erzeugung von Menschen selbst, die Fortpflanzung der Gattung.» (MEW, Bd. 21, S. 27f.) Es gebe also zwei Arten der Produktion: a) Die Arbeit zur Erzeugung von Lebensmitteln, b) die Familie zur Erzeugung von Menschen. Die Familie ist also für den historischen Materialismus eine Produktionsstätte.

In vielen „primitiven“ Kulturen nenne ein Mann die Kinder seiner Brüder seine Söhne und Töchter. Die Kinder seiner Schwestern nenne er Neffen und Nichten. Ebenso nenne eine Frau die Kinder ihrer Schwestern ihre Söhne und Töchter. Die Kinder ihrer Brüder nenne sie Neffen und Nichten. Ein historisch altes(a)  Verwandtschaftsystem und eine geschichtlich jüngere (b) Familienform seien darin zu erkennen. Das Verwandtschaftssystem sei ein Überbleibsel alter Urformen von Geschlechtsbeziehungen.

So will Engels die Geschichte der Familie «rückwärts konstruieren» und meint, auf diese Art und Weise den «Urzustand» des menschlichen Zusammenlebens gefunden zu haben, in der «unbeschränkter Geschlechtsverkehr innerhalb eines Stammes herrschte, so dass jede Frau jedem Mann und jeder Mann jeder Frau gleichmässig gehörte.» (MEW, Bd. 21, S. 38f)

Damit der Mensch aus dem Tier habe entstehen können, hätten Horden gebildet werden müssen, da der Einzelmensch schwach war. Damit Horden hätten entstehen können, habe aber die Eifersucht fallen müssen. «Gegenseitige Duldung der erwachsenen Männchen, Freiheit von Eifersucht, war aber die erste Bedingung für die Bildung größerer und dauernder Gruppen, in deren Mitte sich die Menschwerdung des Tieres allein vollziehen konnte.» (MEW, Bd. 21, S. 42)

Es müde also gemäss Engels eine urgeschichtliche «Periode des regellosen Verkehrs gegeben haben». (MEW, Bd. 21, S. 42) Die «älteste, ursprünglichste Form der Familie (ist) … die Gruppenehe, … worin ganze Gruppen von Männern und ganze Gruppen von Frauen einander gegenseitig besitzen und die nur wenig Raum lässt für Eifersucht.» (MEW, Bd. 21, S. 42)

 

 

 


 

Marx/Engels: Die Familie im «Kommunistischen Manifest»

 

Für Marx/Engels ist wissenschaftlich erwiesen, dass es in der «Urform der Gesellschaft» nur Gemeineigentum an Boden gegeben habe. Dies sei die «urwüchsige kommunistische Gesellschaft gewesen, die man also wissenschaftliche nachweisen könne.» (Manifest der Kommunistischen Partei. Berlin (Ost) 1973, S. 42.)

Die Familie sei das Abbild der Sklavenhaltergesellschaft. Der Mann sei der Herr. Frau und Kinder seien seine Sklaven. (MEW, Band 21, S. 75ff.)

Sie fordern die «Aufhebung der Familie!» (Manifest der Kommunistischen Partei. Berlin (Ost) 1973, S. 62.) Denn: «Worauf beruht die gegenwärtige, die bürgerliche Familie? Auf dem Kapital, auf dem Privaterwerb. Vollständig entwickelt existiert sie nur für die Bourgeoisie: aber sie findet ihre Ergänzung in der erzwungenen Familienlosigkeit der Proletarier und der öffentlichen Prostitution.» (Ebd., S. 62f.) Die bürgerliche Familie, die erzwungene Familienlosigkeit der Proletarier und die öffentliche Prostitution „verschwinden mit dem Verschwinden des Kapitals.“ (Ebd., S. 63.)

Die «Ausbeutung der Kinder durch die Eltern aufheben (…) an die Stelle der häuslichen Erziehung die gesellschaftliche setzen.» (Ebd., S. 63.) «Erziehung sämtlicher Kinder, von dem Augenblick an, wo sie der ersten mütterlichen Pflege entbehren können, in Nationalanstalten und auf Nationalkosten. Erziehung und Fabrikation zusammen.» (MEW, Band 4, S. 373.)

«Mit dem Übergang der Produktionsmittel in Gemeineigentum hört die Einzelfamilie auf, wirtschaftliche Einheit der Gesellschaft zu sein. Die Privathaushaltung verwandelt sich in eine gesellschaftliche Industrie. Die Pflege und Erziehung der Kinder wird öffentliche Angelegenheit; die Gesellschaft sorgt für alle Kinder gleichmäßig, seien sie eheliche oder uneheliche.» (MEW, Band 21, S. 75ff.)

«Die Kommunisten erfinden nicht die Einwirkung der Gesellschaft auf die Erziehung; sie verändern nur ihren Charakter, sie entreißen die Erziehung dem Einfluß der herrschenden Klasse.» (Ebd., S. 63.)

Nach Marx/Engels beuten die bürgerlichen Menschen alle Frauen sexuell aus. Daher « … die Stellung der Weiber als Produktionsinstrumente aufheben.» (Ebd., S. 63.) Die bürgerlichen Menschen seien «nicht zufrieden damit, daß ihnen die Weiber und Töchter ihrer Proletarier zur Verfügung stehen, von der offiziellen Prostitution gar nicht zu sprechen, finden ein Hauptvergnügen darin, ihre Ehefrauen wechselseitig zu verführen.» (Ebd., S. 63.)

Die «offizielle Prostitution» (Ebd., S. 63.) geschehe im Bordell. In der bürgerlichen Ehe geschehe die «nichtoffizielle Prostitution». (Ebd., S. 63.) «Der Bourgeois sieht in seiner Frau ein bloßes Produktionsinstrument.» (Ebd., S. 63.)

 


Fazit: Wie der Arbeiter von der Ausbeutung durch den Bürger, so sollen die Frauen von der Ausbeutung durch die Männer und die Kinder von der Ausbeutung durch die Eltern befreit werden. Die Mittel dazu sind: Vergesellschaftung von Arbeit, Ehe, Sexualität, Erziehung.


Autor

Moritz Nestor, Psychologe

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